In modernen Gebäuden sind in der Regel zahlreiche Gebäudetechniksysteme, wie z. B. Beleuchtungsanlagen, Lüftungsanlagen, Aufzugsanlagen, Sicherheitsanlagen usw. vorhanden. Klar ist, dass all diese Gebäudetechniksysteme nicht nur bei normalem Betrieb, sondern auch in Extremsituationen wie z. B. bei einem Brandfall korrekt zusammenspielen müssen, um bestimmte Ziele zu erreichen. Die Brandfallsteuerung ist genau der Ansatz, um dieses Zusammenspiel für den Brandfall zu planen, umzusetzen und zu testen. Lesen Sie über die neuen Ansätze zur Steuerung von Gebäudetechniksystemen im Brandfall.
Brandfallsteuerung für den ganzheitlichen Brandschutz
Sicherheitsgerichtete Gebäudetechniksysteme werden in Gebäuden vorgesehen, um bestimmte Sicherheitsziele, die auch Schutzziele genannt werden, zu erreichen. Z. B. soll etwa eine automatische Löschanlage einen Brand feststellen, diesen an entsprechende Stelle melden und natürlich den Brand bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte möglichst unter Kontrolle halten. Somit dient eine automatische Löschanlage den Schutzzielen der Personensicherheit, aber auch dem Sachschutz, dem Umweltschutz und weiteren nachgeordneten Zielen.
All die sicherheitsgerichteten Gebäudetechniksysteme mit ihren speziellen Aufgaben sind aber im Grunde nur kleine Puzzlestücke, die dem großen Ganzen, nämlich der Sicherheit, dienen. Bleibt man beispielsweise beim Brandfall, erfüllen solche spezielle sicherheitsgerichtete Gebäudetechniksysteme Aufgaben im so genannten ganzheitlichen Brandschutz. Der Ansatz des ganzheitlichen Brandschutzes verfolgt das Ziel die Sicherheit im Brandfall objektspezifisch und ganzheitlich, also vollständig, umfassend und ausgewogen zu erfüllen, um so unvollständige Insellösungen zu vermeiden.
Aus diesem Ansatz, dass der Brandschutz ganzheitlich oder integral funktionieren muss, ist der Ansatz von Brandfallsteuerung(en) entstanden.
Brandfallsteuerung und Steuermatrix: gängige Definitionen
Unter Brandfallsteuerung(en) versteht die VDI 6010 Blatt 2-2011:
Ansteuerung von Komponenten eines Gebäudes bei einem Brandfall inklusive zugehöriger Steuerungskomponenten und Verknüpfungsfunktionen.
Der Begriff Steuermatrix wird z. B. wie folgt angegeben:
Die Steuermatrix umfasst alle Steuerungen, die im Brandfall gemeinsam genutzt werden. Der Verknüpfungsplan, nach DIN VDE 0833-2 kann Bestandteil der Steuermatrix sein
In VDI 6010 Blatt 2-2011 wird die Steuermatrix wie folgt beschrieben:
Die Steuermatrix beschreibt den funktionalen Zusammenhang aller brandschutztechnischen Komponenten. Es betrifft dies sowohl die Komponenten der TGA als auch steuerbare bauliche Einrichtungen, z. B. Türen und Tore. Die Steuermatrix beschreibt für jeweils einen Alarmierungsbereich die Interaktionen zwischen Meldern und Aktoren, bzw. Quelle und Senke, in detaillierter Form und unter Benennung der konkreten Gerätekomponente (z. B. Ventilator, Aufzug, Ventilationsfenster) oder einer funktional zusammenhängenden Gerätegruppe (z. B. alle Rauchmelder eines Raums, alle Rettungswegpiktogramme einer Etage)
Eine exemplarische Abbildung einer Steuermatrix bzw. einer Brandfallsteuermatrix
Im Grunde geht es bei der Steuermatrix um eine logische Zuordnung von Sensoren (z. B. Brandmeldern) zu Aktoren (z. B. Brandgasventilator) über die Verarbeitende Einheit (z. B. BMA).
Neben der reinen logischen Zuordnung oder Verknüpfung werden auch die Lage der Sensoren und der Aktoren, die in Zonen gruppiert werden, und die Rückkopplung des Systemverhaltens im Hinblick auf die Schutzziele berücksichtigt.
Fazit
Mithilfe von Vollprobetests, Wirkprinzipprüfungen (nach VDI 6010 Blatt 3) und Integralen Tests Brandfallsteuerung werden die Wechselwirkungen, die in den Dokumenten der Brandfallsteuerung geplant werden überprüft. Ohne durchdachte Brandfallsteuerung(en), die dem ganzheitlichen Brandschutz dienen funktioniert kein modernes Gebäude. Nur basierend auf zuverlässig geplanten und implementierten Brandfallsteuerung(en) können die Schutzziele des Brandschutzes sicher erreicht werden.
Herzliche Grüße
Dr. Eugen Nachtigall